Wiedereinstieg und das Potenzial der "Stillen Reserve"

Die Rekrutierung der „Stillen Reserve“ birgt ein besonderes Potenzial und ist ein wichtiger Schwerpunkt der Kampagne #PflegeJetztBerlin bei der Gewinnung von Pflegepersonal.

Jüngste Studien und Potenzialanalysen belegten die Ressource, die dem Arbeitsmarkt in der Pflege zur Verfügung stünde, sofern die gewünschten Bedingungen stimmen. Die Studien „Ich pflege wieder wenn…“ Kurzfassung (Arbeitnehmerkammer Bremen, April 2022) und die Arbeitsplatzstudie des BMG (Mai 2023) geben Aufschluss darüber, was beruflich Pflegende wünschen und es wurden Gründe ermittelt, die für Verbleib oder Ausstieg aus dem Pflegeberuf, für die Rückkehr in den Beruf sprechen und welche Maßnahmen zukünftig – auf politischer Ebene, aber auch in der betrieblichen Praxis – sinnvoll sein können, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter zu verbessern. In der Arbeitsplatzstudie werden sieben zentrale Fakten und jeweils laufende Maßnahmen der Bundesregierung benannt. Für die Arbeitgeber werden Hinweise zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen benannt. Wir finden: Zahlreiche Träger in Berlin und deutschlandweit mühen sich bereits mit innovativen, aufwändigen und mit Struktur hinterlegten Projekten, um Fachkräfte für die Pflege zu finden, zu entwickeln, zurückzuholen und zu binden. Unser #Faktencheck 'Gute Arbeitsbedingungen' soll diese sichtbarer machen. Träger stellen mit dem #Faktencheck ihre Aktivitäten zu den untersuchten Einflussfaktoren der Studie auf die Zufriedenheit im Pflegeberuf vor.

Es gibt allerdings auch Fakten, die die Träger wenig beeinflussen können: Überbordende Dokumentationsanforderungen, Bürokratie, die insbesondere für internationale Pflegefachkräfte sehr unattraktiv ist oder die seit Jahren überfällige Kompetenzerweiterung von Pflegefachkräften.

Das Problem der Zeitarbeit in der Pflege spielt auch bei der Wiedergewinnung von Pflegekräften eine wichtige Rolle. Zeitarbeit in der Pflege ist in den letzten Jahren zu einem immer größeren Problem für die Krankenhäuser und die stationären Pflegeeinrichtungen geworden. Der Trend ist weiterhin steigend und begünstigt somit die Negativspirale für den ohnehin schon bedrohlichen Fachkräftemangel in der Pflege. Denn ein zu starker Einsatz von Zeitarbeit kann die Pflegequalität, damit die Patientensicherheit gefährden und führt zu Mehrarbeit und stört den sozialen Frieden beim Stammpersonal.

Zeitarbeit und Position zum Entschließungsantrag

Die BKG unterstützt die Entschließung des Bundesrates „Eindämmung der Leiharbeit in der Pflege“ auf Antrag des Freistaates Bayern in der 1041. Sitzung des Bundesrates am 2. Februar 2024, da der Entschließungsantrag viele Forderungen der DKG und Elemente aus dem BKG-Rahmenvertrag zur Zeitarbeitnehmerüberlassung aufnimmt, wie insbesondere

  • Deckelung der Verrechnungssätze der Zeitarbeitsunternehmen (siehe § 3 MV),
  • Deckelung Vermittlungsgebühren (siehe §§ 5 Abs. 9, 10 MV),
  • Fortbildungsverpflichtung der Zeitarbeiter durch die Zeitarbeitsfirmen (siehe § 5 MV).

Die BKG verfährt wie anhin mit der fortlaufenden Bekanntmachung des BKG-Rahmenvertrags, mit der Unterstützung der Anwendung bei den Trägern und dem Schaffen einer Anwendungsbereitschaft bei den Vertretern der Zeitarbeit durch konstruktive Gespräche. Vor dem Hintergrund eines notwendigen Einsatzes von Zeitarbeit in Einzelfällen zur Abfederung von Belastungsspitzen oder Erkrankungswellen beim Personal ist der Rahmenvertrag als Fairness-Vertrag eine Option, Zeitarbeit für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu erhalten, bezahlbar zu machen, Qualitätsanforderungen sicherzustellen und schließlich auch Pflegekräften diese Option offen zu halten. Mit einem solchen Ausgleich kann es – unabhängig von einer sonstigen regulatorischen Beschränkung – zügig gelingen, die für Patienten in Kliniken, Bewohner in Pflegeheimen und die Beschäftigten in allen Einrichtungen unbefriedigenden Entwicklungen zu verlangsamen.

Landingpage für Wiedereinstiegswillige

Die Kampagne #PflegeJetztBerlin hat bereits im Mai 2021 eine Landingpage für Wiedereinstiegswillige online gestellt. So werden die richtigen Informationen gebündelt an Interessierte zur Verfügung gestellt. Auf der Berlinkarte können die Bewerbenden den Bezirk auswählen. Ein dort angelegtes Bewerbertool ermöglicht die Weiterleitung an ausgewählte Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, um sich direkt im Haus bewerben zu können. Die Interessierten werden auf entsprechende Personalabteilungsseiten der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen weitergeleitet.

Die zusätzlich angefertigte Broschüre „Wiedereinstieg in den Pflegeberuf“ bündelt relevante Angaben zum Gehalt, zur Einarbeitung, zu Arbeitszeiten sowie zu Ansprechpersonen und wurde den Arbeitsagenturen zur Verfügung gestellt. In Kooperation mit Jobcentern und Arbeitsagenturen der Stadt erfolgt eine zielgerichtete Ansprache bei Personen mit Pflegeerfahrung bei der Arbeitsvermittlung.

Verfasserin:

Juliane Ghadjar, Kampagnenkoordinatorin #PflegeJetztBerlin

 

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