Sehr geehrte Damen und Herren,
in dieser Ausgabe fokussieren wir uns auf den Wiedereinstieg in die Pflege. In einem Interview mit einer Aussteigerin lernen wir zunächst, warum gut ausgebildete Fachkräfte einen sinnstiftenden Beruf verlassen und unter welchen Bedingungen sie vielleicht in die Aufgabe zurückkehren. Gute Beispiele, wie die Reaktivierung der sogenannten „Stillen Reserve“ realisiert werden kann, zeigen Ansätze zur Nutzung des brachliegenden Fachkräftereservoirs. Der Fachkräftemangel in der Pflege scheint sich trotz all der Maßnahmen von Politik und Trägern weiter zu verschärfen. Da ist die große Gruppe derjenigen, die die wertvolle Berufsausbildung zur Pflegefachkraft schon absolviert haben und den Beruf leider wieder verlassen haben, ein lohnendes Ziel. Ihnen gilt der Ruf „Kommt zurück zur Pflege-Arbeit!“.
Diesen Ruf richten wir aber auch an den Bundesgesundheitsminister. Dieser hatte zuletzt die dringend notwendige Krankenhausreform zwar angekündigt. Nach anfänglicher Zusammenarbeit mit den für die Krankenhausplanung zuständigen Bundesländern zur Erarbeitung eines Reformkonzepts, ist der Prozess jedoch ins Stocken geraten. Die Ursache für diesen Stopp ist klar: der Bundesgesundheitsminister verweigert die Vorlage und Diskussion eines Referentenentwurfs zum Reformgesetz. In einer für ein Mitglied einer Bundesregierung ungewöhnlichen Weise zeigt er sich bockbeinig: Weil die Bundesländer bei einem anderen Gesetz zur Transparenz über Krankenhausqualität ihre Mitwirkung verweigern, hält er den Gesetzentwurf zur Krankenhausreform zurück. Dabei haben die Länder gute Gründe, das Transparenzgesetz nicht zu unterstützen. Zum einen will der Bundesminister damit Vereinbarungen aus dem Reformgesetz umgehen. Zum anderen bringt der Vorstoß nicht nur kein Mehr an Klarheit über Qualität im Krankenhaus. Er würde auch krass viel zusätzlichen Bürokratieaufwand ohne Mehrwert für die Krankenhäuser schaffen. Da hilft dann auch nicht die Länder zu überzeugen, dass der Bundesminister im Transparenzgesetz angebliche Finanzhilfen für Krankenhäuser in Aussicht stellt. Dass es sich dabei nur um unzureichende Liquiditätshilfen handelt, haben die Länder durchschaut. Wie es hier weitergeht, ist offen.
Der Bundesminister blockiert damit nicht nur sein eigenes, großes Reformvorhaben. Er verweigert bislang auch die Arbeit zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser. Dies ist sein gesetzlicher Auftrag. Dennoch hat er, außer einer Ankündigung, bislang nichts unternommen, um den Kliniken den dringend notwendigen Inflationsausgleich durch eine Anhebung des Landesbasisfallwerts zu geben. Das kommt einer Arbeitsverweigerung gleich.
Wer Pflegekräfte dafür gewinnen will, Ihren Beruf wieder zu ergreifen, muss mit gutem Beispiel vorangehen. Daher: Werter Herr Bundesgesundheitsminister, kommen Sie endlich ins Arbeiten!
Freundliche Grüße
Marc Schreiner