Botschafter/-in der Pflege

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Jacob
Helbeck
Alter:
31
Krankenhaus/Pflegeeinrichtung:
Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee
Funktion:
Gesundheits-und Krankenpfleger, Psychiatrische Pflege B.A. tätig in der Stabsstelle für Pflegeentwicklung

Warum sind Sie Pflegekraft mit Leib und Seele?

Durch meinen Zivildienst im Krankenhaus hat sich bei mir der Wunsch entwickelt, im Bereich der Pflege zu arbeiten. Im Rahmen meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger bin ich mit dem Fachgebiet Psychiatrie in Berührung gekommen. Mittlerweile kann ich mir keinen anderen Job mehr vorstellen. Die Arbeit in der psychiatrischen Pflege ist extrem vielfältig, sie erfordert Expertise und Kreativität. Im Mittelpunkt meiner Tätigkeit steht der Patient mit all seinen Bedürfnissen. Um das individuelle Wohlbefinden, die subjektive Lebensqualität und die persönliche Entwicklung zu fördern, braucht es eine Mischung aus „Handwerk“, „Kunst“ und „Expertise“. Gerade diese Vielfalt macht den Job abwechslungsreich und motiviert mich jeden Tag aufs Neue.

Was stimmt Sie am meisten besorgt?

Die Profession Pflege in Deutschland hinkt den internationalen Entwicklungen sehr stark hinterher. Im Hinblick auf die Entwicklung von Pflegewissenschaft und -forschung wie auch die Akademisierung der Pflegepraxis sind uns andere Länder teilweise um Jahrzehnte voraus.

Hinsichtlich der Personalbemessung in Krankenhäusern hat Deutschland das schlechteste Verhältnis von Pflegefachpersonen zu Patienten in ganz Europa. Auch bei den Bildungsvoraussetzungen für den Pflegeberuf sind wir Schlusslicht. Der Fachpersonenmangel und der demografische Wandel dürften uns in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen stellen.

Häufig findet in der Handlungspraxis und zu wenig Reflexion und zu selten fachlicher Austausch statt. Wir haben moralischen Stress, wenn wir den Belangen unserer Patienten und unseren fachlichen Ansprüchen nicht gerecht werden können.

Was würden Sie für die Pflege ändern, wenn Sie könnten?

Ich würde mir wünschen, dass es mehr Zeit für eine gute Pflege und menschliche Zuwendung gibt. Dies wäre mit einer bedarfsgerechten Personalbemessung umzusetzen.

Im Mittelpunkt der täglichen Arbeit in der psychiatrischen Pflege sollte die individuelle Stärkung und Unterstützung von Betroffenen stehen, um sie bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. Dies muss auf Grundlage fachlicher Konzepte und pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse geschehen. Daher würde ich die Akademisierung der Pflege weiter vorantreiben wollen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Zudem würde ich mir mehr Kompetenz (im Sinne von Fertigkeiten und von Befugnissen) wünschen.

Das berufliche Selbstverständnis muss gefördert werden. Wir als Mitglieder der Profession Pflege müssen selbstbewusster für unsere Forderungen einstehen.

Was sind Ihre drei wichtigsten Botschaften an die Politik?

Pflege braucht eine starke Selbstverwaltung in Form einer Pflegekammer. Der neu gewählte Berliner Senat sollte diese anerkennen, fördern und aktiv unterstützen.

Die Wertschätzung der Profession Pflege muss spürbar werden durch verbesserte Rahmenbedingungen (Personalbemessung etc.).

Die Akademisierung der Pflege muss durch die Politik aktiv gefördert werden.