Rückblick Gute Beispiele - Gute Pflege: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Interview mit Florian Willner - Was entwickelte sich seit dem Beitrag im #PflegeJetztBerlin August-Newsletter 2021?

Florian Willner, ein Mitarbeiter-Experte im Bereich der Gesundheits-und Krankenpflege, spielte eine maßgebliche Rolle bei der Implementierung einer innovativen digitalen Lösung zur Dokumentation von Patienteninformationen in der Caritas-Klinik Maria Heimsuchung. Als Krankenpfleger und Praxisanleiter besitzt er umfassendes Wissen über interdisziplinäre Abläufe, Schnittstellen und die entscheidenden Komponenten einer effektiven IT-Lösung. Diese Erfahrungen machen ihn zur idealen Besetzung für die Position des IT-Beauftragten.

Nach fast zwei Jahren ist es spannend zu erfahren, wie sich das Projekt weiterentwickelt hat. Gibt es Auswertungen oder Einschätzungen über die Auswirkungen auf die Pflegekräfte und Patienten?

Mitarbeiter-Experte Florian Willner

Lieber Florian, zu Beginn des Projekts vor beinahe zwei Jahren hattest du dich selbst nicht unbedingt als IT-affin eingeschätzt. Ist diesbezüglich eine Veränderung in den vergangenen 24 Monaten eingetreten?

Im Laufe der Zeit habe ich eine bemerkenswerte Weiterentwicklung durchlaufen. Meine IT-Affinität hat sich nicht nur verstärkt, sondern ich werde auch vermehrt von Mitarbeitern verschiedener Berufsgruppen als Ansprechpartner wahrgenommen. Insbesondere neue Kollegen werden schnell auf mich aufmerksam und suchen meine Unterstützung. Sie stellen Fragen oder nehmen an meinen regelmäßig stattfindenden Schulungen teil, um sich mit dem System vertraut zu machen.

 

Florian, um offen und ehrlich zu sein, würden wir gerne erfahren, ob das Projekt bisher eher als Verpflichtung oder als freiwillige Herausforderung von dir und deinen Kollegen wahrgenommen wurde.

Ursprünglich handelte es sich um eine projektbezogene Tätigkeit, die auf freiwilliger Basis erfolgte, herausfordernd und zeitlich begrenzt war. Jedoch wurde schnell klar, dass die Implementierung einer digitalen Dokumentation von essentieller Bedeutung ist. Die fortlaufende Betreuung, Pflege, Schulung und Weiterentwicklung dieser Lösung erfordert eine dauerhafte Aufgabe, die unverzichtbar ist. Somit hat sich aus der ursprünglichen Projektstelle eine permanente Aufgabe entwickelt.

 

Wir stellen uns die Frage, ob am Ende des Projekts tatsächlich alle Beteiligten als Gewinner hervorgehen werden. Werden sowohl Ärzte/Pfleger als auch Patienten gleichermaßen von den Veränderungen profitieren können?

Wie bei vielen Veränderungen und Neuerungen ist die Akzeptanz zunächst unterschiedlich ausgeprägt. Heute kann ich jedoch mit Freude feststellen, dass niemand mehr die Verwendung von Papier vermisst. Die mühsame Suche nach Akten und das Ablegen von Befunden gehören glücklicherweise der Vergangenheit an. Die Vorteile dieser Umstellung sind eindeutig und vielfältig. Sie reichen von einer verbesserten Lesbarkeit der Dokumentation über die sofortige Verfügbarkeit bis hin zur automatischen Erfassung von Vitalzeichen und vielem mehr.

Für die Patienten bedeutet dieses Projekt eine erhöhte Sicherheit. Anweisungen werden unmittelbar angezeigt, und Werte und Befunde stehen nahezu in Echtzeit im gesamten Krankenhaus zur Verfügung. Dies ist besonders in Notfallsituationen ein enormer Vorteil. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird erheblich erleichtert. Früher musste eine Akte "wandern", um ein umfassendes Bild zu erhalten, während dies nun von jedem Arbeitsplatz für alle an der Behandlung beteiligten Personen möglich ist.

Natürlich gibt es einige Bedenken von Kritikern, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz. Aufgrund deiner Insider-Erfahrungen würden wir uns freuen, wenn du uns ein wenig Einblick geben könntest und möglicherweise die Sorgen und Befürchtungen bezüglich des Datenschutzes etwas mildern könntest.

Der Datenschutz wird natürlich groß geschrieben, muss er auch, denn besonders medizinische Daten sind hochsensibel. Ob Papier oder digital, die Aktenführung war nie ein Problem, mit einer Software lässt sich allerdings über Rechtevergabe steuern, wer was wann sehen darf und gesehen hat. Meine Kollegen sind dafür in Schulungen sensibilisiert und wussten auch vor dem Projekt schon von der Notwendigkeit und Bedeutung des Datenschutzes. Worauf noch einmal mehr geachtet werden musste, ist der Umgang mit den PCs und ihren Bildschirmen. Die IT-Abteilung hat schnell gehandelt und an allen Arbeitsplätzen eine Sicherheitsvorkehrung implementiert, die automatisch aktiviert wird, sobald die PCs verlassen werden.

 

Lieber Florian, basierend auf deinen Erfahrungen in diesem Projekt, interessiert es uns, wie deine zukünftige berufliche Entwicklung aussehen wird. Wirst du weiterhin als Krankenpfleger tätig sein oder möchtest du dich mehr auf IT-Projekte spezialisieren? Oder vielleicht könntest du sogar beide Bereiche miteinander verbinden und in einer Zusammenarbeit agieren?

Ich bin neben meiner Tätigkeit im IT Feld als einer der Praxiskoordinatoren für die Auszubildenden an unserem Standort verantwortlich. Ich bin weiterhin in der Praxis, auch um das System in seinem Echtbetrieb zu erleben und zu testen, das kann ich am Schreibtisch nur schwer simulieren. Außerdem arbeite ich zu gern im Team und mit Patienten und würde den „Stationswahnsinn“ vermissen.

Aktuell habe ich die Möglichkeit, mein Wissen und Verständnis durch den regen Austausch mit dem IT-Team, der Entwicklerfirma und durch Fortbildungen kontinuierlich zu erweitern. Es bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft die Gelegenheit zu einer tieferen Spezialisierung durch ein Studium oder ähnliches eröffnen wird. Es ist erfreulich zu sehen, dass vermehrt Studiengänge im Bereich der digitalen Pflege entstehen. Die Digitalisierung setzt sich jedenfalls fort, sowohl an unserem Standort als auch an den anderen Einrichtungen des Caritas Verbundes. Es ist eine spannende Zeit, in der viel Bewegung stattfindet.

Das Interview wurde durchgeführt von: Caritas Gesundheit (Torsten Robert).

Ansprechpartnerin: Ilona Hanuschke, Pflegedirektorin

Artikel- und Bildrechte: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung Berlin-Pankow, Breite Str. 46/47, 13187 Berlin

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