Im Gespräch mit... philippinischen Pflegekräften aus den Alexianer St. Hedwig Kliniken

Trotz bürokratischer Hürden eine spannende Zeit als Pflegekraft in Deutschland

In Berlin arbeiten Pflegekräfte aus vielen verschiedenen Ländern. Sie leisten einen großen Beitrag für eine gute pflegerische Versorgung, nicht nur fachlich, sondern auch durch ihre Sprach- und interkulturelle Kompetenz.

Die Berliner Krankenhausgesellschaft hat philippinische Pflegekräfte nach ihren persönlichen Erfahrungen des beruflichen Neuanfangs in Deutschland befragt:

Welche formalen Voraussetzungen und Hürden gab es für den Neuanfang? Haben Sie Unterstützung hierfür benötigt und erhalten? Stichworte: Aufenthaltsstatus, Arbeitserlaubnis, Visum, Anerkennung der Berufsqualifikation, Sprachzertifikate, Wohnsitz- und Meldefragen.

Interviewperson 1: Ich musste einen Deutschkurs von A1 bis B1 Niveau belegen und danach die Prüfung ablegen und bestehen. Ich musste auch Dokumente wie die Geburtsurkunde, PRC License, Good Moral Standing, Transcript of Records von der Universität und andere Dokumente ins Deutsche übersetzen und von der deutschen Botschaft beglaubigen lassen. Sobald die Dokumente authentifiziert sind, wird das Visum ausgestellt. Es war stressig durch die Corona-Pandemie. Das Arztzeugnis und das Führungszeugnis waren abgelaufen, da sie nur 3 Monate gültig sind. Ich musste es erneut beantragen.

Interviewperson 2: Ich hatte das gleiche Problem mit den Dokumenten, dem Sprachkurs und dem Visum. Vor dem Flug nach Deutschland sollte ich eine Rückerstattung von POEA (Philippine Overseas Employment and Administration) bekommen, aber der Prozess war kompliziert und es dauerte zu lange, also habe ich beschlossen, die Rückerstattung nicht zu erhalten, da ich keine Zeit dafür hatte.

Interviewperson 3: Bei mir waren es auch die Dokumente und der Prozess. Ich habe meinen Job als Krankenschwester in Saudi-Arabien aufgegeben, um mich auf die Vorbereitung für das Arbeiten als Krankenschwester in Deutschland zu konzentrieren. Dies hat ca. 2 Jahre gedauert. In dieser Zeit habe ich auch kein Geld verdient. Es war daher sehr teuer und hat aufgrund der Corona-Pandemie sehr lange gedauert.

Interviewperson 4: Ich habe auch meinen Job als Krankenschwester in Saudi-Arabien gekündigt und mich auf die neue Tätigkeit in Deutschland konzentriert. Während dieser Zeit habe ich in den Philippinen als Krankenschwester in der privaten ambulanten Pflege für Senior/-innen gearbeitet.      

Interviewpersonen 1 bis 4: POEA (Philippine Overseas Employment and Administration) und GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) haben die Richtlinien für den Ablauf und die Vorgehensweise gegeben, aber die Übersetzung der Dokumente und die medizinische Untersuchung mussten wir selbst bezahlen. 2 Jahre ohne Arbeit waren auch schwierig, weil wir nichts verdient haben, also haben wir auf unsere Ersparnisse und die Unterstützung unserer Familie zurückgegriffen.

 

Haben Sie Ihre Ausbildung in Deutschland absolviert oder einen internationalen Abschluss in der Gesundheits- oder Krankenpflege? Welche persönlichen Erwartungen an den Pflegeberuf werden mit Ihrer Tätigkeit in Deutschland erfüllt, welche nicht?

Interviewperson 1: Ich habe auf den Philippinen einen Bachelor of Science in Nursing abgeschlossen. Momentan absolviere ich einen Deutsch-Sprachkurs in Berlin. Da ich noch nicht als Krankenpfleger in Deutschland gearbeitet habe, kann ich hierzu noch keine Aussage treffen. Allerdings würde ich mir ein positives Arbeitsumfeld, faire Bezahlung und eine angemessene Arbeitsfülle wünschen.

Interviewperson 2: Ich habe einen Bachelor of Science in Nursing und Arbeitserfahrung in Saudi-Arabien (ich hatte eine Lizenz von der Saudi Commission for Health Specialties). Bei der Arbeit als Krankenpflegerin in Deutschland ist mir eine gute Work-Life-Balance wichtig. Während des Arbeitens finde ich es auch wichtig, dass man die Pausen für sich (z. B. zur kurzen Erholung) nutzen kann.

Interviewperson 3: Ich habe einen Bachelor of Science in Nursing und einen Masterabschluss. Ich habe auch in Saudi-Arabien Arbeitserfahrung gesammelt (ebenfalls Lizenz von der Saudi Commission of Health Specialites). Bei der Arbeit als Krankenpflegerin ist mir ein positives Arbeitsumfeld wichtig. Die Sicherheit von Kolleg/-innen und Patient/-innen finde ich unabdingbar und ich freue und wünsche mir eine Zusammenarbeit mit professionellen Kolleg/-innen. Angebote zur internen Weiterbildung finde ich sehr wünschenswert.

Interviewperson 4: Ich habe ebenfalls einen Bachelor of Science in Nursing und Arbeitserfahrung in Saudi-Arabien (ich hatte ebenfalls eine Lizenz von der Saudi Commision for Health Specialties). Bei der Arbeit ist mir eine gute Arbeitsatmosphäre wichtig. Kolleg/-innen sollten immer hilfsbereit sein. Die Arbeit sollte angemessen bezahlt werden und ein Angebot für Weiterbildungen finde ich wünschenswert.

Sind Sie zufrieden mit Ihrer jetzigen Situation in Deutschland und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Interviewperson 1: Ja, ich bin sehr aufgeregt. Ich wünsche mir, dass ich mir in Deutschland ein Leben aufbauen kann und langfristig hier bleibe. Auf lange Sicht würde ich gerne meine Familie nachholen.

Interviewperson 2: Ich finde die Zeit sehr spannend und wünsche mir, dass ich langfristig in Deutschland als Krankenpflegerin arbeiten kann.

Interviewperson 3: Es ist eine sehr aufregende Zeit und ich wünsche mir ebenfalls eine langfristige Anstellung als Krankenpflegerin in Deutschland. Ich könnte es mir gut vorstellen, mein restliches Leben (inklusive Rente) in Deutschland zu verbringen (zusammen mit meiner Familie).

Interviewperson 4: Ich finde es auch sehr spannend und wünsche mir auch, dass ich langfristig in Deutschland ein Leben zusammen mit meiner Familie aufbauen kann.

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