Berufsorientierung und Nachwuchsgewinnung in der Evangelischen Lungenklinik

Ein Anruf einer externen Pflegedienstleitung:

„Herr Ludwig, nun sagen Sie mir doch mal das Geheimrezept, wodurch die Ausbildung in Ihrem Haus funktioniert, die Auszubildenden sogar dann bleiben möchten. Wir sprechen ja schon von einer anderen Generation, der man es nicht recht machen kann.“

Diese Anfrage hat mich als Ausbildungsleiter der Evangelischen Lungenklinik in Berlin beinahe kalt erwischt, schließlich kamen mir folgende zwei, der für mich wichtigsten Begriffe im Zuge der langjährigen Ausbildungsarbeit in den Sinn.

 

  1. Pflegeberufegesetz

Bereits die Gesetzesänderung im Jahre 2020 hat es für alle sichtbar gemacht: Praxisanleitung ist keine Option mehr, sondern endlich ein gefordertes Muss.

Zusammen mit meiner Pflegedirektorin Bianka Grau war längst die Vision klar, Ausbildung darf keine Nebenrolle spielen, die sich auf die bekannten, nicht immer bewährten Methoden bezieht. So haben wir die Funktion der Zentralen Praxisanleitung im Haus auf den Weg gebracht, welche inzwischen auf allen bettenführenden Stationen implementiert ist.

Über drei Jahre die Auszubildenden begleiten, beraten, auch während der externen Einsätze und Theorieblöcke für diese ansprechbar sein, insbesondere für geplante Anleitung den notwendigen, individuellen Zeitrahmen erhalten, sich mit den weiteren Praxisanleitenden und der gesamten Station als Ausbildungsteam verstehen - das sind die konkreten Aufhänger für die Arbeit der Zentralen Praxisanleitenden.

 

  1. Generationswandel

Die Geschichte wiederholt sich in diesem Fall leider doch, die nachfolgende Generation kann es den vorangegangen selten recht machen.

Durch die Teilnahme an Berufsorientierungsangeboten und Ausbildungsbörsen wird offensichtlich, dass sich die zu gern verallgemeinerte Sicht auf die Generation Z und Generation Alpha weiterhin zu einseitig gestaltet.

In Gesprächen stehen für die Berufsanfänger*innen nur selten die Bezahlung oder Urlaubstage im Vordergrund. Die Vielseitigkeit des Berufs, außerdem Optionen der Weiterentwicklung sowie die Flexibilität von Arbeitszeitmodellen sind zusammengefasst die großen Themen. Insbesondere der BOYS’ DAY und das Praktikumswoche-Programm haben uns gezeigt, dass wir durch Interaktion die Schülerinnen und Schüler sehr schnell erreichen. Die anschließenden Schulpraktikumsanfragen sind dafür ein toller Beweis.

 

Ausbildungsarbeit bedeutet immer Entwicklung, ob das die Art der Umsetzung von Bewerbungsgesprächen, die hausinternen Anleitungsangebote oder Planung des praktischen Ausbildungsplans betrifft.

Das eine Geheimrezept wird es auch in der Pflege-Ausbildung niemals geben, dafür sind die Bedingungen der jeweiligen Einrichtung zu unterschiedlich. Dennoch helfen auch mir in der Funktion als Ausbildungsleiter drei Punkte immer wieder - das eigene Arbeitsmodell regelmäßig hinterfragen, Positiverfolge unbedingt benennen und das Personal mit all ihren Kompetenzen und Eigenschaften beteiligen. Damit macht man es vielleicht sogar einer kommenden Generation recht.

Autor und Ansprechpartner:

Christian Ludwig, Stellvertretender Pflegedirektor und Ausbildungsleiter, Evangelische Lungenklinik

Eindrücke vom BOYS´DAY und dem hausinternen Ausbildungsbereich

Artikel - und Bildrechte: Evangelische Lungenklinik, Lindenberger Weg 27, 13125 Berlin

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