Expertise, von der alle profitieren

Neue Kompetenzen und neue Rollen in der Pflege – wie das im Vivantes Klinikum Kaulsdorf gelebt wird, haben wir nachgefragt bei Thomas Johnson und Iris Niegut.

 

Frau Niegut, Pflegeexpertin & Herr Johnson, APN (Foto: Vivantes)

Herr Johnson, was ist Ihr Aufgabenfeld als Pflegeexperte/ APN?

Als APN bei uns am Standort bin ich mit meinen APN Kolleginnen für Pflegeentwicklungsthemen und pflegewissenschaftliche Fragestellungen zuständig - stations- und fachbereichsübergreifend. Außerdem habe ich den Arbeitsschwerpunkt Delir Management und fokussiere mich neben dem Delir auf neurokognitive Beeinträchtigungen wie Demenz – beispielsweise mit Angehörigen-Schulungen und einzelnen Projekten.

Als APN haben Sie gemeinsam mit Kolleg*innen die „Delir-Buddies“ etabliert. Was verbirgt sich dahinter?

Wir haben in unseren Fachkliniken viele engagierte FSJler*innen und Pflegeazubis, die gern Verantwortung übernehmen. Ihnen biete ich eine eintägige Schulung an, bei der sie mehr über Delir erfahren und Kommunikationsstrategien erlernen, durch die sie auch ohne den Einsatz von Medikamenten Patient*innen helfen, einem Delir vorzubeugen. Nachdem sie einen Test bestanden haben, dürfen sie sich Delir Buddys nennen und sind eine riesige Stütze für unsere Pflege-Teams.

Inwiefern?

Studien belegen, dass kognitive Stimulation gegen Delir hilft. So lesen unsere Delir Buddies vor, spielen mit den Patient*innen Memory, unterhalten sich mit ihnen. Auch Kunst kann helfen. Wir schlagen den Patient*innen auch vor, Fotos von zuhause mitzubringen, damit sie ihre Familie immer um sich haben.

In welchen Fachbereichen sind die Delir Buddies im Einsatz?

Außer auf der Geburtsstation haben wir in allen Fachkliniken freiwillige Teilnehmer*innen. Ein Delir Buddy hat bereits darum gebeten, stationsübergreifend zum Einsatz zu kommen. Noch ist der Delir Buddy ein Pilotprojekt, aber es gibt bereits Anfragen anderer Standorte, das Projekt möglicherweise auszuweiten. Letztlich können alle davon profitieren: die pflegerischen Kolleg*innen, die FSJler*innen und vor allem unsere Patient*innen.

 Frau Niegut, was ist Ihr Aufgabenfeld?

Ich bin hier im Klinikum Kaulsdorf unter anderem für die Umsetzung des pflegerischen Ernährungs-, Wund- und Dekubitusmanagement verantwortlich. Das bedeutet, dass ich allen Kollegen*innen mit der Fachexpertise einer Fachtherapeutin Wunde ICW unterstützend zur Seite stehe. Im Falle von komplexen, schwierigen Wundsituationen können Sie mich jederzeit hinzuziehen. Ich begutachte die gesamte Versorgungssituation des*r Patienten*in und/ oder spreche Behandlungsempfehlungen aus. Des weiteren plane und organisiere ich Veranstaltungen mit Schulungsinhalten zu diesen Themen und bin das Verbindungsglied zu den Mitarbeitern der Firmen, deren Produkte wir nutzen.

Warum macht es einen Unterschied, wenn für das Thema Wundmanagement eine Pflegexpertin eingesetzt ist?

Die Qualifikation zur Fachtherapeut*in Wunde ICW oder Wundexperte*in ICW ist mit dem Erwerb von Fachexpertise rund um die chronische Wunde verbunden. Natürlich in Bezug auf die eigentliche Versorgung, aber auch auf den bedeutenden Zusammenhang bezüglich der Kausaltherapie und der Verwendung von wundbedingten Hilfsmitteln. Wundexpert*innen kennen sich in dem Dschungel der vorliegenden Wundversorgungsprodukte aus. Wann nehme ich was, wie wird es verwendet und in welchem Rhythmus?! Den bedeutendsten Effekt finde ich die Steigerung der Versorgungsqualität für unsere Patient*innen.

Ich habe die Hoffnung, dass wir, die Wundexpert*innen bei Vivantes, mit den neuesten politischen Entscheidungen künftig mehr Kompetenzen erlangen. Hierunter könnte die Verordnung von wundbedingten Hilfsmitteln sowie eine mögliche Anordnungskompetenz für die Wundversorgung fallen.

Können Sie ein konkretes Beispiel beschreiben, das Sie im Bereich des Wundmanagements etabliert haben, von dem Patient*innen und Kolleg*innen profitieren?

Ja. Im Klinikum Kaulsdorf haben wir die Möglichkeit geschaffen, meine Fachexpertise via einem Konsil in Orbis digital anzufordern. Für meine Kollegen*innen bedeutet es, die Sicherheit nachfragen und sich Unterstützung holen zu können. Für mich bedeutet es, die Sicherheit einen Ort zu haben, an dem ich meine Empfehlung vollumfänglich und strukturiert dokumentieren kann. Es ist in der Krankengeschichte archiviert und sichtbar für die ärztlichen Kollegen*innen. Im Moment ist es noch mit der Bitte verbunden, dass diese Empfehlung als ärztliche Anordnung übernommen wird.

Für unsere Patienten*innen bedeutet es, dass ich mich ihnen und ihrer Wunde ganzheitlich und ohne Umwege annehmen kann. Dazu haben meine Kollegen*innen im stationären Alltag oft gar nicht die Möglichkeit.

Und so ganz nebenbei erfüllen wir mit diesem Vorgehen auch die Anforderungen des DNQP (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege) Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“.

 

Artikel- und Bildrechte: Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH, Aroser Allee 72 - 76, 13407 Berlin

Artikel lesen

Tags in diesem Artikel