Investitionsbedarfe in Kliniken und Pflegeeinrichtungen

In dieser Newsletter-Ausgabe befassen wir uns mit dem Thema „Investitionen und Infrastrukturmaßnahmen“ und stellen Investitionsmaßnahmen aus Einrichtungen sowie auf Landesebene vor.

Entscheidungsträger im Gesundheitswesen stehen vor der Herausforderung, eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsfürsorge mit einem ausreichenden Angebot an Fachkräften im Gesundheitswesen in Einklang zu bringen – und das in Zeiten des bestehenden und prognostizierten Voranschreitens der Personalknappheit im Gesundheitswesen.

Das Arbeitsumfeld stellt bei der Rekrutierung und dem Verbleib von Gesundheitsfachkräften einen wichtigen Faktor dar, wobei sich die Merkmale des Arbeitsumfelds sowohl direkt als auch indirekt auf die Qualität der Versorgung auswirken. Die Auseinandersetzung mit dem Arbeitsumfeld spielt daher eine entscheidende Rolle im Gesundheitswesen. Mit attraktiven und unterstützenden Arbeitsumfeldern sollen Anreize geschaffen werden, einen Gesundheitsberuf zu ergreifen und die Verweildauer zu erhöhen. Politische Ansätze zur Förderung eines gesunden Gleichgewichts zwischen Arbeits- und Familienleben und zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten sind zwei Beispiele dafür, was für ein besseres Arbeitsumfeld in Gesundheitsberufen getan werden kann.

Mobilität

Insbesondere zu Anfang der Covid-19-Pandemie wurden viele Möglichkeiten zur vereinfachten ÖPNV-Nutzung für Pflegekräfte ins Leben gerufen. So beispielsweise der On-Demand-Shuttledienst von der Deutschen Bahn, Ioki, der zur Zeit der Corona-Krise in Hamburg kostenlose Fahrten für Mitarbeiter/-innen vonArztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie Patient/-innen angeboten hat. Die Registrierung erfolgte über den Arbeitgeber. Auch BerlKönig – Berlins öffentlicher Fahrservice auf Abruf, zwischen ViaVan und Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), hat im Zeitraum vom 25. März bis 19. April 2020 seinen regulären Fahrbetrieb eingestellt, um so ausschließlich kostenlose Fahrten für medizinisches und pflegerisches Personal anzubieten. Der Fokus hierbei lag auf der Nachtschicht und dem Schichtwechsel, so waren die Fahrzeuge insbesondere in der Zeit von 21 Uhr bis 5:30 Uhr im Einsatz, um für etwas Entlastung zu sorgen. Clevershuttle stellte zu Anfang der Covid-19-Pandemie ein 50 Euro-Guthaben für Beschäftigte im Gesundheitsweisen zur Verfügung.

Auch in anderen Ländern wurde in die öffentlichen Transportmittel zu Gunsten der Pflegekräfte investiert. In Nordirland konnten Mitarbeiter/-innen im Gesundheitswesen öffentliche Verkehrsmittel von März 2020 bis August 2021 kostenlos nutzen. Auch diese Maßnahme fand sein Ende mit Abflachen der Covid-19-Inzidenz.

Wohnraum

Die Bereitstellung von Wohnraum für (angehende) Pflegefachkräfte findet bereits seit längerer Zeit in unterschiedlichster Form Anklang. Viele Ausbildungsträger bieten vergünstigten Wohnraum für Auszubildende in der Pflege an, um Ihnen so den Einstieg zu erleichtern. Dies kann insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels und der Zuwanderung von Pflegekräften aus dem Ausland als große Ressource genutzt werden. So bietet beispielsweise die Charité möblierte Apartments an, insbesondere für Bewerber/-innen aus dem internationalen Ausland, aber auch für nationale Bewerber/-innen. Mit ihrer Einreise wird ihnen in der Regel für etwa sechs bis acht Monate Wohnraum zur Verfügung gestellt, sodass die Wohnraumsuche vor Ort ebenfalls deutlich vereinfacht wird. Voraussetzung dafür ist eine längerfristige Bindung durch Kooperationsverträge, sodass Planungssicherheit von Seiten der Träger gewährleitstet wird.

Ausblick

Viele Faktoren, die das Arbeitsumfeld von Fachkräften im Gesundheitswesen beeinflussen, liegen außerhalb des Einflussbereichs der Entscheidungsträger des Gesundheitswesens. Daher sind branchenübergreifende Zusammenarbeit und sozialer Dialog elementare Mittel zur Entwicklung effektiver und nachhaltiger Antworten. Ziel ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Gesundheitsberufe für den Einzelnen attraktiv macht und dazu ermutigt, weiter im Gesundheitswesen tätig zu bleiben.

Unternehmen in der Gesundheitsbranche stehen ständig vor der großen Herausforderung, sich als attraktiver Arbeitgeber zu beweisen. Hinzu kommt das Image-Problem, mit dem der Gesundheits- und Pflegebereich konfrontiert wird. Daher ist es erforderlich, intensiv auf die Interessen des bewerbenden Personals einzugehen. Aspekte wie Zufriedenheit im Job, Wertschätzung und Selbstverwirklichung sowie eine gute Work-Life-Balance gewinnen neben der Sicherung des Lebensunterhalts immer mehr an Bedeutung. Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, müssen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ihrem Personal zukünftig gerade im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf attraktive Angebote machen. Ein familienfreundliches Arbeitsumfeld ist einbesonderes Anliegen im Gesundheitswesen, in dem die Mehrzahl der Beschäftigten Frauen sind.

Eingangs wurden einige Beispiele an Maßnahmen beleuchtet, die zu Anfangder Covid-19-Pandemie zur Entlastung der Pflegekräfte beigetragen haben. Jedoch sind Pflegekräfte auch außerhalb der Pandemie vielen herausfordernden Situationen ausgesetzt, wie der Belastung, die mit dem Schichtdienst und -wechsel einhergeht. Deshalb ist es wichtig, die Maßnahmen nicht mit Abflachen der Inzidenzen zu beenden, sondern dem Thema Mitarbeiterzufriedenheit in der Pflege fortlaufend Beachtung zu schenken und weiterzuentwickeln.

Nachfolgend können Sie über ein Projekt zur Investition in die Vereinbarkeit von Familie und Karriere nachlesen. Hierbei geht es um die Förderung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und nachfolgend der Entlastung der Eltern im Schichtdienst. Darüber hinaus stellen wir unter der Rubrik "Gute Beispiele - Gute Pflege" noch die Investitionsmöglichkeit Wohnraum, durch das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, vor, sowie die Investitionsmaßnahmen des UKB, und Vivantes.

Konkrete Projektarbeit

Mit dem Inkrafttreten des Pflegeberufegesetzes (PflBG) im Jahr 2020 wurde der Lehrer-Schüler-Schlüssel von dem ursprünglichen Verhältnis von einer Lehrkraft auf 15 Schüler/-innen, auf ein Mindestverhältnis von 1:20 herabgestuft. Doch mit Einführung des PflBG ändern sich auch die Anforderungen an die Ausbildung. Es bestehen fortwährend Herausforderungen wie die zunehmende Heterogenität der Auszubildenden, stellenweise fehlende Umsetzung des Lehrangebots, Abbrecherquote in der Pflegeausbildung sowie die Attraktivität für Lehrpersonal. Deshalb setzt die BKG sich im Rahmen der Kampagne für die Verbesserung des Lehrer-Schüler-Schlüssels ein. Aktuell wurde eine Optimierung des Lehrer-Schüler-Schlüssels in den Pflegeausbildungen vorgebracht und an politische Entscheidungsträger adressiert, um eine frühere Evaluation zu erwirken.

Artikel lesen

Tags in diesem Artikel