Die Facetten der Ausbildung in Pflegeberufen – wie die Pflegeschulen Wannseeschulen das Thema umsetzen

Lernort Schule/Lernort Praxis

Wir betrachten das Pflegeberufegesetz als eine Chance, um den Pflegeberuf an die neuen beruflichen Herausforderungen zukunftsweisend anzupassen und alle notwendigen Kompetenzen, die wir für die Pflegefachpersonen von morgen benötigen, während der Ausbildungszeit anzubahnen. Unsere Erfahrungen zeigen auf, dass in der generalistischen Pflegeausbildung die Zusammenarbeit beider Ausbildungsorte – Lernort Schule/Lernort Praxis – elementar ist. Alle ausbildungsbeteiligten Akteure müssen eng zusammenarbeiten, damit der Wissenstransfer von beruflichen Kompetenzen gelingen und die Ausbildungsqualität auf einem festen Fundament stehen kann. Dieser Ansatz findet in einem festen Netzwerk der Ausbildungsbegleitung Anwendung. Alle praktischen Ausbildungspartner haben einen festen Ansprechpartner und umgekehrt.

Anspruchsvolle Pflege

Die pflegerische Versorgung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen ist anspruchsvoll und komplex. Wir dürfen nicht mehr in „Schubladen“ denken, indem wir Menschen nach Alter, Krankheitsbilder oder Versorgungsbereiche einteilen. Der Pflege- und Hilfebedarf des Menschen orientiert sich an Lebenszyklen und deren gesamten Gesundheitssituation. Dass uns eine generalistische Ausrichtung dabei hilft, beweist unsere Erfahrung an der Wannseeschule. Die berufliche Bildungsarbeit muss unter Berücksichtigung des stetigen Lern- und Lehrkulturwandels betrachtet werden und erfordert ein Umdenken in den berufs- und bildungsrelevanten Lehrprozessen. Das gesamte Kollegium der Wannseeschulen für Gesundheitsberufe – Pflegeschulen hat bereits vor Beginn der neuen Pflegeausbildung zukunftsweisende berufsrelevante Bildungsprozesse angestoßen und das neue Curriculum fertiggestellt. Das allein reicht uns aber nicht aus. Wir evaluieren stetig die Ausbildungsprozesse in beiden Lernorten.

Digitales Lernen und Lernen im fachpraktischen Lernlabor

Die Zeit der reinen Wissensvermittlung ist vorbei! Wir möchten, dass unsere Auszubildenden die gelernten Fachinhalte verstehen, weitestgehend selbständig die passende Lösung für ein vorgegebenes Gesundheitsproblem des hilfe- und pflegebedürftigen Menschen analysieren, oder im interdisziplinären Team bearbeiten, und daraus zielführende Interventionen für den Menschen anwenden können. Deshalb gehört neben dem Unterricht im Unterrichtsraum, das digitale Lernen aber vor allem der Unterricht im fachpraktischen Lernlabor und im direkten Handlungsfeld der beruflichen Pflege. Die Unterrichtseinheiten im Lernlabor sind unser wichtigstes Lehrformat, um die pflegerischen komplexen Situationen so real wie möglich einzuüben und u. a. mit Unterstützung von Simulationspatienten zu vertiefen. Parallel bieten wir unseren Auszubildenden die individuelle Lernbegleitung an. Das Konzept der Lernberatung ist bereits seit Jahren ein elementarer Bestandteil unseres Bildungs- und Ausbildungskonzeptes. Die Lernberatung ist mit dem Bildungsverständnis des selbstgesteuerten Lernens eng verbunden. Hierbei geht es nicht immer um die individuelle Problemanalyse von Lernen, sondern eher um die Frage, wie unsere Lernenden ihr individuelles Lernpotenzial im Laufe Ihrer Pflegeausbildung entdecken und somit das Prinzipdes lebenslangen Lernens für sich selbst entdecken und entwickeln können.

Wichtig: Wohlfühlfaktor in unterschiedlichen Settings

Wir sind fest davon überzeugt, dass sich die Auszubildenden dort wohlfühlen, wo sie angemessen ausgebildet werden. Die Auszubildenden nehmen während des praktischen Einsatzes immer die Station wahr, egal in welchem Setting sie gerade sind. Wenn das professionelle Team Auszubildende offen aufnimmt, Ausbildungs- und Anleitungssituationen schafft und gut über die eigene Einrichtung und andere Teams und Kolleg*innen kommuniziert, werden die Auszubildenden nach der Ausbildung auch mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder kommen. Die Auszubildenden lernen durch die generalistische Pflegeausbildung die unterschiedlichsten Gesundheitseinrichtungen kennen und können sich mit den pflegerischen Aufgaben auseinandersetzen. Ein überwiegender Teil der Fachkompetenzen entwickelt sichohnehin erst in der praktischen Tätigkeit. Ein klarer Vorteil ist, dass jeder Auszubildende für sich herauszufinden kann, wo es ihm am besten gefällt.

 

Anna Schlicht, Schulleiterin Pflegeschulen Wannseeschulen, aschlicht@wannseeschulen.de

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