Beitrag aus dem Referat Stationäre Pflegeeinrichtungen

Klimaschutz für die Gesundheit

Steigende Temperaturen haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Verantwortlich für die zunehmende Erderwärmung sind die Treibhausgas-Emissionen, die jährlich ansteigen, vor allem von CO2. Der Gesundheitssektor trägt dabei laut Hochrechnungen mehr als fünf Prozent zum CO2-Ausstoß in Deutschland bei. Auch in Berlin dürften Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen daran einen wesentlichen Anteil haben. Es liegt in unser aller Interesse, diese Emissionen in einem ersten Schritt zu begrenzen und schließlich das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, bis 2045 klimaneutral zu werden – wichtig auch für die Berufswahl der umweltbewussten jungen Generation, die wir für die Pflege begeistern möchten.

Was können wir unternehmen, um auf diesem Weg der Klimaneutralität voranzukommen?

In einem Gutachten hat das Wuppertal Institut zehn Maßnahmen identifiziert, die Krankenhäuser umsetzen müssen, um bis 2045 weitgehend klimaneutral zu werden. Die meisten sind auf Pflegeeinrichtungen übertragbar. Zunächst muss ein Klimaschutzmanagement eingeführt werden, damit eine Person vor Ort ist, die das Projekt begleitet, Daten erhebt und Fördergelder akquiriert. Zeitnah umzusetzen sind die Implementierung einer LED-Beleuchtung sowie der Austausch beziehungsweise das Recyceln klimaschädlicher Narkosegase im OP.

Aufwändiger ist die Sanierung der Gebäudehülle. Viele Häuser haben energetisch keinen guten Standard, was die Wärmeverluste angeht. Weder die Gebäudehüllen noch das Dach sind vielfach gut gedämmt. Um dies zu verbessern, müssen große Anstrengungen unternommen werden; allein, um genügend Handwerker für die notwendigen Arbeiten zu bekommen.

Dann können Photovoltaikanlagen installiert werden. Auf den Südfassaden sorgen die Photovoltaik-Elemente zugleich für Verschattung, um die Wärme im Gebäude zu reduzieren. Darüber hinaus können die Wärme- und Kälteerzeugung, die Wärmepumpen und die Lüftungsanlagen erneuert werden. Neue Lüftungsanlagen können die Luftqualität verbessern und gleichzeitig Energie einsparen. Heute ist es in modernen Häusern möglich, den Wärmeverbrauch auf 30 kWh pro Quadratmeter und Jahr zu reduzieren. 2022 lag dieser Wert noch bei 212 kWh.

Schließlich gehört zum Maßnahmenkatalog ein Konzept, mit dem die Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz ohne Auto erreichen, z. B. mit dem Fahrrad oder dem E-Bike. Dafür werden Unterstell- und Lademöglichkeiten benötigt. Zudem kann ein Jobticket Anreiz sein, mit dem ÖPNV zu kommen. Bei Beschäftigten, die auf ein Auto angewiesen sind, sollte E-Mobilität das Mittel der Wahl sein. Dafür braucht es die notwendige Infrastruktur in den Häusern, um die Autos laden zu können.

All dies dient nicht nur dem Klimaschutz, es stärkt auch die Bindung unserer Mitarbeitenden an die Häuser. Zusammengenommen ist das Ziel erreichbar, bis 2045 klimaneutral zu werden – für besonders ambitionierte Häuser, die schon Vorarbeiten geleistet haben, sogar bis 2030.

KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V. kann Ihnen konkrete Hilfestellungen für mehr Klimaschutz und Ressourcenschonung in den Bereichen Einkauf, Mobilität, Energieeffizienz, Gebäude, Speisenversorgung, sowie Technik und IT geben. Darüber hinaus bietet der Verein Schulungsmaterialien aus der Zusammenarbeit mit der Planetary Health Academy sowie Workshops und Fortbildungen zum Thema an.

Topthema Hitzeschutz – Wie können wir uns rechtzeitig gut aufstellen?

Vor allem durch Hitzewellen entwickelt sich der Klimawandel auch in Deutschland zu einem Gesundheitsrisiko. Jahr für Jahr führt Hitze nicht nur zu Todesfällen, sondern beeinflusst auch das Krankheitsgeschehen. Im Jahr 2023 wurden deutschlandweit bis zur Kalenderwoche 38 rund 3.200 hitzebedingte Sterbefälle geschätzt. Gerade in der Großstadt Berlin sind Menschen aufgrund des Wärmeinseleffekts stärker bedroht; besonders gefährdet sind Babys und Kleinkinder, Schwangere sowie ältere und vorerkrankte Menschen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterscheidet in zwei Risikowarnstufen zwischen einer starken Hitzebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C ohne nächtliche Abkühlung und einer extremen Wärmebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 38 °C, bei älteren Menschen ab 36 °C. Solche Werte erreichen wir mittlerweile regelmäßig mehrmals im Jahr.

Aktuell erarbeitet die Pflegebranche bundeseinheitliche Empfehlungen für einen Hitzeschutzplan. Pflegeverbände haben konkrete Vorstellungen, welche Weichen die Politik stellen muss. So fordert der Deutsche Pflegerat (DPR) eine Abkehr vom arztorientierten Gesundheitswesen sowie eine multiprofessionelle Zusammenarbeit der Heilberufe, weil ein wirksamer Hitzeschutz eine multiple Perspektive brauche. Das geplante Pflegekompetenzgesetz der Bundesregierung weist hier in die richtige Richtung und steigert nicht zuletzt die Attraktivität der Pflegeberufe, indem Pflegefachpersonen mehr Verantwortung übertragen wird.

Wir alle sollten bereits im Winter beginnen, uns in unseren Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mit Hitzeschutzplänen auf die warme Jahreszeit vorzubereiten. So können unsere Patienten und Bewohnenden, aber auch die Beschäftigten bestmöglich vor steigenden Temperaturen geschützt werden. Dies erreichen wir durch medizinische und pflegefachliche Maßnahmen, wie z. B. angepasste Medikation, ausreichendes Trinken und luftige Kleidung. Hinzukommen müssen baulich-technische Anpassungen wie Abschattungen durch Vorhänge, Außenjalousien und Rollos und schließlich architektonische Maßnahmen am Gebäude.

Zur Unterstützung bei der Umsetzung von Hitzeschutzmaßnahmen hat KLUG ein Aktivierungs- und Informationsportal für Gesundheitsberufe ins Leben gerufen. Hier finden sich Informationen zu Gesundheitsfolgen von Hitze und Maßnahmen für einen wirksamen Hitzeschutz. Ein wichtiger Bestandteil sind Schulungsmodule mit Begleitmaterialien für Gesundheitsberufe.

Auf der Fachveranstaltung der BKG „Innovativer Hitzeschutz in Gesundheitseinrichtungen“ am 25. Januar 2024 werden Herausforderungen eines sachgerechten Hitzeschutzes formuliert und innovative technische Lösungen aufgezeigt, die von Ihnen praktisch umgesetzt werden können.

Quellen:

Klimaschutz im Krankenhaus (II): Klimaneutralität ist erreichbar (aerzteblatt.de)

https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/3567-co2-rechner-fuer-gesundheitseinrichtungen-veroeffentlicht.html

230727_BMG_Hitzeschutzplan.pdf (bundesgesundheitsministerium.de)

Hitzeschutz: Pflegebranche erarbeitet Empfehlungen | G+G (aok.de)

RKI - Gesundheitliche Auswirkungen von Hitze - Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität

Gesundheitliche Folgen des Klimawandels | BZgA - Klima - Mensch - Gesundheit

2023_BMG_PND_Info_Hitzeschutz.pdf (pflegenetzwerk-deutschland.de)

Handlungsfeld Hitze | KLUG (klimawandel-gesundheit.de)

Verfasserin:

Raquel Reng, Referentin Stationäre Pflegeeinrichtungen, Berliner Krankenhausgesellschaft

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