Gute Beispiele - Gute Pflege: Charité Universitätsmedizin Berlin

Enhanced Recovery After Surgery (ERAS®) – Die ERAS Nurse an der Charité Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund

ERAS ist ein Programm, das optimale perioperative Patienten/-innenversorgung durch Forschung, Edukationsmaßnahmen, Audits und Evaluation anhand von Leitlinien in den klinischen Alltag implementiert. Über den kompletten Behandlungsverlauf erhalten Patienten/-innen modernste Interventionen, die die Komplikationsrate senken, den Krankenhausaufenthalt verkürzen und zu einem verbesserten Outcome beitragen (Noba et al., 2020).

2020 wurde die Charité in den Bereichen Leber-, Pankreas- und Kolorektalchirurgie von der ERAS-Society zertifiziert.

Die ERAS Nurse

Der multimodale Ansatz von ERAS bedingt eine Vielzahl aktiver Stakeholder, wobei die Pflege besonders in der präoperativen Beratung und in der postoperativen Befähigung der Patienten/-innen gefordert ist. Die ERAS Nurse ist die einzige Person, die Patienten/-innen über das komplette Kontinuum des Behandlungspfads betreut. Basierend auf erweiterten Assessments erhalten die Patienten/-innen individualisierte Informations- und Beratungsangebote, um deren aktive Rolle im Genesungsprozess zu vermitteln und die Bedeutsamkeit der einzelnen ERAS Items (Schmerzmanagement, Frühmobilisierung, Ernährungsmanagement, etc.) klar zu machen. Die Interventionen erfolgen in enger interprofessioneller Abstimmung. Postoperativ visitiert die ERAS Nurse regelhaft die Patienten/-innen und spricht mit den versorgenden Pflegefachpersonen der Stationen den Pflegeplan und den Versorgungsablauf ab. Wichtig ist dabei, die vorab besprochenen Ziele in die Tat umzusetzen und die Patienten/-innen zu motivieren und zu befähigen, die ERAS Vorgaben vor dem Hintergrund individueller Pflegeprobleme und Ressourcen zu erreichen.

Erweiterte pflegerische Tätigkeiten

Wie oben beschrieben, finden sich viele Tätigkeiten der ERAS Nurse auf Niveau 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens wieder, etwa die Fähigkeit der Auswahl der fachspezifischen Assessmentinstrumente, oder die selbstständige Planung und Steuerung des Beratungsprozesses. Auch die Fähigkeit, auf Basis der wissenschaftlichen Evidenz im Gesundheitsteam interprofessionell zu argumentieren, ist unabdingbar. Die Erstellung und Aktualisierung von Informations- und Schulungsmaterial ist hier ebenfalls zu nennen. Folglich wurden diese Stellen mit Pflegefachpersonen mit mindestens Bachelorabschluss besetzt. Damit konnte die Implementierung um Methoden wie Fallbesprechungen und Bed-Side-Teachings erweitert werden, die das Verständnis der Pflegefachpersonen für den modernen Behandlungspfad verbesserten.

Der Plan ist, das Programm für weitere Entitäten auszurollen und entsprechend das ERAS Nurse Team zu vergrößern.

Ansprechpersonen:

Marisa Wittor &

Florian Bürger, Koordinator Praxisentwicklung, Hauptpraxisentwickler Neurologie/Psychiatrie/Psychosomatik, florian.buerger@charite.de

Tel.: 030450 617005

Artikelrechte:

CHARITÉ –UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN

Pflegedirektion– Pflegewissenschaft, Charitéplatz1, 10117Berlin

Literatur:

Noba, L., Rodgers, S., Chandler, C., Balfour, A., Hariharan, D., & Yip, V. S. (2020). Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) Reduces Hospital Costs and Improve Clinical Outcomes in Liver Surgery: a Systematic Review and Meta-Analysis. J Gastrointest Surg, 24(4), 918-932. https://doi.org/10.1007/s11605-019-04499-0

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