Umsetzung des Programms „Onboarding für Pflegekräfte“ nach Prämierung beim Ideenwettbewerb „Wiedereinstieg und Verbleib im Pflegeberuf“

Eines der größten Potenziale im Kampf gegen den Pflegefachkraftmangel liegt in den Pflegekräften, die entweder ihre Arbeitszeit reduziert haben oder ganz aus dem Beruf ausgestiegen sind. Nach der „Ich pflege wieder, wenn…“-Studie besteht in Deutschland ein Pflegefachkräftepotenzial von bis zu 248.000 Vollzeitäquivalenten. Das Klinikum Stuttgart sieht auch aus den eigenen Erfahrungen heraus eine große Notwendigkeit an strukturierter Einarbeitung, Anleitung und Begleitung. Die Versorgung unserer Patient:innen erfordert ein hohes fachliches Niveau. Gleichzeitig unterliegt die Patient:innenversorgung in einem Haus der Maximalversorgung häufigen Veränderungen und Neuentwicklungen, welche es für neue und wiederkehrende Pflegekräfte schwierig machen können, sich im neuen Arbeitsumfeld zurechtzufinden. Demnach ist eines der obersten Ziele des Klinikum Stuttgart, den (Wieder-) Einstieg in die Pflegepraxis, möglichst einfach, attraktiv und am (fachlichen) Bedarf der neuen und wiederkehrenden Pflegekräfte entlang zu gestalten.

Dazu hat das Klinikum Stuttgart 2023 mit der Umsetzung des Programms „Onboarding für Pflegekräfte“ begonnen, welches beim Ideenwettbewerb „Wiedereinstieg und Verbleib im Pflegeberuf“ eingereicht und am 02.03.2023 mit 70.000 Euro prämiert wurde. Das Programm sieht vor, dass neue und wiederkehrende Pflegekräfte über einen Zeitraum von 12 Monaten von Mentor:innen fachlich angeleitet und bei der Integration in das Klinikum Stuttgart persönlich begleitet werden. Das Programm folgt einem individuell zugeschnittenen Entwicklungsplan und ist durch regelmäßige Besprechungstermine zwischen neuen/wiederkehrenden Pflegekräften, Mentor:innen und pflegerischer Leitungsebene strukturiert.

Etwa ein Jahr später konnten wir im Klinikum Stuttgart das Programm in mehreren Bereichen erfolgreich umsetzen. Die Rolle der Mentor:innen wird von erfahrenen Pflegekräften mit Fachweiterbildung, Weiterbildung zur Praxisanleitung oder von der wachsenden Zahl an Advanced Practice Nurses übernommen. Zentrales Merkmal ist dabei, dass die Mentor:innen nicht Teil des Teams sind, in welchem die neue oder wiederkehrende Pflegekraft arbeitet. Damit möchten wir erreichen, dass die Mentor:in als neutrale Vertrauensperson wahrgenommen und Konfliktthemen sowie kritisches Feedback möglichst frei gegeben werden kann.

Das Programm wird evaluiert, die ersten Rückmeldungen von neuen und in das Setting Krankenhaus zurückkehrenden Pflegekräften im Programm fallen sehr positiv aus. Manche Mitarbeiter:innen äußern, dass Sie sich ein solches Programm auch schon bei früheren Einrarbeitungen gewünscht hätten. Weiter wird betont, wie wichtig der geschützte Rahmen in der Begleitung durch die Mentor:innen ist, die Mentor:innen werden als niedrigschwellige Ansprechpartner:innen wahrgenommen. Kritisches Feedback und Belastungen könne in der Beziehung zwischen Mitarbeiter:in und Mentor:in geäußert werden, der Raum wird als geschützt wahrgenommen.

Für 2024 ist der weitere Rollout des Programms geplant, weitere Mentor:innen konnten gewonnen werden. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen und Erfolge wird das Programm in einer modifizierten Form auch auf Pflegekräfte in Anerkennung angewendet werden.

#PflegeJetztBerlin fragt nach:

  • Etwa ein Jahr später wäre es interessant zu wissen, wie sich das Projekt weiterentwickelt hat. Wie gelingt eine nachhaltige Bindung? Konnte der Pflegepersonalquotient gar weiter gesteigert werden? Antwort: Auswertung anhand quantitativer Daten (noch) nicht möglich. Internationale Studienlage zum Thema aber mit klaren Effekten. Aufwuchs an Pflegepersonal im Klinikum Stuttgart ist gegeben, ein kausaler Zusammenhang mit dem Programm lässt sich seriös aber (noch) nicht herstellen.
  • Wie können die Maßnahmen nachhaltig finanziert werden, welche Unterstützung bräuchte es auf Landes-/Bundesebene? Antwort: Eine Finanzierung analog zur Praxisanleitung für Pflegeauszubildende und Pflegestudierende oder eine Abbildung über einen Quotienten in der PPR 2.0 / in PPRL in könnte eine Möglichkeit sein.
  • Was können andere Arbeitgeber in der Pflege von Ihnen lernen? Antwort: Eine lange Einarbeitung und Begleitung von Mitarbeiter:innen, die an der beruflichen Erfahrung und den individuellen Stärken und Schwächen ansetzt, ist zentral für eine gelingende fachliche Integration von Pflegekräften. Damit Mitarbeiter:innen auch bleiben, müssen sich diese vor allem aber auch wohl fühlen. Aus unserer Sicht ist neben dem nötigen Fachwissen vor allem auch die Identifikation mit Team und Klinikum Stuttgart hierfür ausschlaggebend. Das unterstützen unsere Mentor:innen im Onboarding-Programm.

Ansprechpartner:

Philipp Strnad M.A., Stellv. pflegerische Zentrumsleitung Zentrum für Innere Medizin, Mail: p.strnad@klinikum-stuttgart.de

Artikelrechte: 

Klinikum Stuttgart, Sattlerstrasse 25, 70174 Stuttgart

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