„Eulen & Lerchen“ betreuen im elterlichen Haushalt die Kinder von Pflegekräften aus dem Klinikbereich

Nach Zahlen aus dem Jahr 2020 sind rund 83 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Altenpflege in Deutschland Frauen. Im Bereich der Krankenpflege liegt der Anteil der weiblich Beschäftigten demnach bei 80 Prozent. Statistiken, wie viele unter ihnen Mütter sind, die sich neben der Arbeit aktiv um ihre Kinder kümmern müssen, gibt es nicht. Aber es braucht nicht viel Fantasie, sich dies als großes Problem vorzustellen.

Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist gerade in der Pflege mit Schicht- und Feiertagsdiensten noch schwieriger als in anderen Berufen. Mit Blick auf den Pflegenotstand im Gesundheitssystem, den die Covid-19-Pandemie noch einmal verschärft hat, haben sich die LWL-Klinik-Dortmund und SJG St. Paulus Gesellschaft mit dem Mütterzentrum Dortmund e.V. zusammengetan, um mit Förderung der EU den Klinikmitarbeitenden bei der Betreuung ihrer Kinder zu helfen.

Kinderbetreuung außerhalb der bestehenden institutionellen Angebote

Ergebnis ist ein ESF-Pilotprojektnamens „Randzeiten – Ergänzende Kinderbetreuung in Dortmund im elterlichen Haushalt für Pflegekräfte im Klinikbereich“. Wir nennen es auch kurz und knapp „Eulen & Lerchen“. Darin organisiert das Mütterzentrum seit Oktober 2021 eine Kinderbetreuung außerhalb der bestehenden institutionellen Angebote für die Mitarbeitenden der beiden Kliniken.

Eine Besonderheit des Pilotprojektes ist, dass die Kliniken als Arbeitgeber entschieden haben, ihre Beschäftigten in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen und haben deshalb den kompletten Eigenanteil von zwanzig Prozent der Projektkosten übernommen. Auch die Wirtschaftsförderung Dortmund will das Modell unterstützenund weiter bekannt machen.

Ausgesuchte und geschulteehrenamtlich Helfende unterstützen die Pflegekräfte

Idee der Randzeitenbetreuung ist es, Eltern durch eine kindgerechte Betreuung im eigenen Haushalt zu entlasten. Oft geht es nur um die Überbrückung von ein bis zwei Stunden vor oder nach der Schule oder Kita, damit die Eltern ihre Berufstätigkeit ausüben können.

Ausgesuchte und dafür geschulte ehrenamtlich Helfende unterstützen die Pflegekräfte früh morgens oder am Abend– das sind die Zeiträume, in denen Kitas oder Offene Ganztagsschulen keine Kinderbetreuung anbieten. Die Beschäftigten erfahren so eine direkte Entlastung und die Arbeitgeber sichern sich ihre Fachkräfte.

Die "Eulen und Lerchen" kommen zuden Familien nach Hause und begleiten das Kind beim Fertigmachen, auf dem Wegin die Kita oder Schule oder beim Ausklang des Tages am Abend. Für jede Familie wird ein Betreuungstandem aus zwei Personen gebildet, um einerseits verschiedene Zeitfenster der Versorgung gut abdecken zu können, andererseits Urlaubs- und Krankheitsfälle aufzufangen. Außerdem soll das Kind feste Bezugspersonen haben.

Weitere Projekte außerhalb Dortmunds anstoßen, die Randzeitenbetreuung möglich machen

Nicht nur bei den Eltern im Schichtdienst ist die Freude über das neue Angebot groß. Auch in den Kliniken ist man vom Erfolg überzeugt. Erika Meier vom Familienservice der Gesellschaft SJG St. Paulus, aber auch Angelika Lichte und Diana Becker vom Referat für Chancengleichheit sowie für Beruf & Familie der LWL-Klinik-Dortmund sind sich einig, dass das Projekt der ergänzenden Kinderbetreuung in Randzeiten einen wertvollen Beitrag liefert, um Familie und Beruf ihrer Klinikmitarbeitenden besser miteinander vereinbaren zu können.

Das spricht dafür, viele weitere Projekte außerhalb Dortmunds anzustoßen, die Randzeitenbetreuung möglich machen. Das Mütterzentrum steht interessierten Arbeitgebern als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Denn ein wichtiger Baustein, mit dem das Randzeitenprojekt steht und fällt, ist die Suche nach Interessierten für die ehrenamtliche Tätigkeit als Kinderbetreuung. Diese Suche und ihre Schulung leistet das Dortmunder Mütterzentrum.

Der Erfolg spricht für sich und macht deutlich, wie hoch der Bedarf in den Familien ist: Alle beantragten Plätze sind bereits vergeben und es wird derzeit nach Wegen gesucht, das Projekt zu verstetigen.

Nicole Siegmann,
Geschäftsführerin des Mütterzentrums Dortmund e. V.

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