Sehr geehrte Damen und Herren,
wir werden alt! Es ist zum einen eine gute Nachricht, dass wir immer mehr vom Leben haben. Unsere Lebenserwartung steigt stetig an. Das bedeutet aber auch: Neben den immer älter werdenden Krankenhauspatienten und Pflegeheimbewohnern altert auch das Personal. In den nächsten fünf Jahren werden 30 Prozent der niedergelassenen Ärzte altersbedingt ihre Praxen schließen und wird auch der Altersdurchschnitt des Personals in Kliniken und Pflegeeinrichtungen sich wieder signifikant erhöht haben.
Damit wir bei all dieser Entwicklung nicht auch noch alt aussehen, müssen wir die Versorgung auf die (eigentlich gar nicht) „neue Lage“ hin ausrichten. Es gilt, eine Überlastung der ohnehin schon am Limit arbeitenden Systemen wie der niedergelassenen und stationären Gesundheitsversorgung oder der Pflege durch demographische Zusatzlasten zu vermeiden.
Dafür braucht es auf der Nachfrageseite mehr Steuerung und eine von Bürgern selbst getragene Reduktion der Behandlungsbedarfe. Mit der Einführung eines Primärarztsystems könnte ein gesteuerter Zugang zur Versorgung angelegt werden, und mit der Stärkung der Prävention (und dadurch erhöhter Gesundheitskompetenz und -status) könnte eine Reduktion der Bedarfe versucht werden. Die neue Regierung hat mit diesen Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag interessante Impulse für eine gesamtgesellschaftliche Diskussion gegeben. Die Früchte von Steuerung und Nachfragereduktion werden mühsam zu erreichen sein. Die Entscheidung, solche Wege einzuschlagen, muss bereits jetzt getroffen werden.
Daneben brauchen wir Maßnahmen, um das im Durchschnitt älter werdende Personal fit zu erhalten für die hohen Anforderungen einer qualitativ hochwertigen Versorgung von immer älter werdenden Patienten. Gerade im Bereich der Pflege! Dem Thema „Altersgerechtes Arbeiten in der Pflege“ widmet sich die aktuelle Ausgabe des Newsletters der Kampagne #PflegeJetztBerlin. Wir stellen Ihnen erfolgreiche Projekte vor, mit denen Träger bereits heute auf sich mit zunehmendem Alter einschränkende Kapazitäten reagieren, Pflegekräften altersgerechte Aufgaben und Arbeitsorganisation zuweisen und damit erfolgreich die wertvolle Ressource Pflegefachpersonal länger im Beruf erhalten können.
Wir brauchen Sensibilität, agile Lösungen und Offenheit der Verantwortlichen in Politik und in Gesundheitseinrichtungen, um die schärfer werdenden Herausforderungen des demographischen Wandels in der Gesundheitsversorgung wirksam zu begegnen. Sonst werden wir ganz schön alt aussehen!
Freundliche Grüße
Marc Schreiner